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Von Schlüsselblumen, Kissen- und Teppichprimeln   2024.04.08

Primula, der lateinische Name der Schlüsselblumen, bedeutet so viel wie die Erste. Tatsächlich gehören die Schlüsselblumen zu den ersten blühenden heimischen Stauden, die nicht durch Zwiebeln oder Knollen überwintern oder als Geophyten schnell nach der Blüte und der Laubentwicklung mit zunehmender Schattenwirkung der Bäume wieder verschwinden. Primeln behalten ihre Blätter.

In Mitteleuropa sind, abgesehen von den vielen hochalpinen Arten, drei Arten der Schlüsselblume heimisch. Seit meiner Jugend in Franken vertraut ist mir insbesondere die Hohe Schlüsselblume, Primula eliator, die in den Wäldern häufig in Massen vorkam. Seltener war dagegen die echte Schlüsselblume, Primula veris. Beide sind inzwischen in der Natur selten und streng geschützt. Die dritte Art, die Gewöhnliche Schlüsselblume, Primula vulgaris, habe ich hingegen zum ersten Ma bei einem Urlaub in den Alpen gesehen.

Zum Wegwerfen zu schade: Die Kissenprimel ist seti drei jahren im Garten und blüht in einer tiefblauen Farbe mit gelbem Auge seit Ende Februar.Zum Wegwerfen zu schade: Die Kissenprimel ist seti drei jahren im Garten und blüht in einer tiefblauen Farbe mit gelbem Auge seit Ende Februar.Die hellgelb blühende Gewöhnliche Schlüsselblume, für die ich lieber die Bezeichnung Stängellose Schlüsselblume benutze, weil sie auf ein wesentliches Merkmal der Pflanze, den extrem kurzen Stängel hinweist, ist Ausgangsart für die bunten Züchtungen der sog. Kissenprimeln, die ab Februar/März in den Gartencentern angeboten werden. Es handelt sich um klassische Wegwerfpflanzen, die in Balkonkästen oder Schalen oder auf Gräber gepflanzt werden und nach der Blüte im Müll landen. Das muss nicht sein, wie ich festgestellt habe. Eine Freundin, Balkongärtnerin, bot mir vor ein paar Jahren die verblühten Pflanzen für den Garten an. Etwas widerwillig akzeptierte ich. Denn es fällt mir schwer, Pflanzen verkommen zu lassen. Die Primelchen halten sich aber sehr gut und das Schöne ist, dass die allzu üppige Blütengröße sich reduziert hat, so dass ich durchaus Gefallen daran habe.

Eine sehr kleinblättrige Teppichprimel am Beetrand in mittlrem Blau (Sorte 'Usambarablau'?)Eine sehr kleinblättrige Teppichprimel am Beetrand in mittlrem Blau (Sorte 'Usambarablau'?)Besonders gern mag ich aber die sogenannten Teppichprimeln, Primula x pruhoniciana. Dabei handelt es sich um eine Hybride aus Primula vulgaris und Primula juliae aus dem Kaukasus (deswegen oft auch Juliae Hybriden genannt). Die Sorten sollen Anfang des 20. Jahrhunderts im Park von Pruhonice bei Prag entstanden sein. Die Teppichprimeln sind ziemlich klein und haben auch relativ kleine, aber viele Blüten. Durch kurze Ausläufe breiten sie sich langsam zu eine kleinen, zusammenhängenden "Teppich" aus. Nach einiger Zeit am zusagenden Ort entsteht ein flächiges Bild mit vielen Blüten. Gut machen sie sich daher am Beetrand zu einem Weg, zumal die Blätter wintergrün sind und damit auch im Winter den Rand markieren.

Bei mir im Garten habe ich schon sehr lange die Sorten 'Schneeriesin‘, weiß blühend mit relativ großen, zipfeligen Blüten und eine blau blühende Sorte, Teppichprimel 'Schneeriesin', vor zwei JPahren zwei Pflanzen gesetzt, jetzt Fläche von 30 x15 cm. Man sieht den SchneckefraßTeppichprimel 'Schneeriesin', vor zwei JPahren zwei Pflanzen gesetzt, jetzt Fläche von 30 x15 cm. Man sieht den Schneckefraßderen Namen ich nicht mehr rekonstruieren kann, möglicherweise '‚Usambarablau‘. Trotz ihrer Langlebigkeit muss man sich ein bisschen um die kleinen Schönheiten kümmern, damit sie nicht von anderen Pflanzen überwuchert oder verdrängt werden. Auch gelegentliches Verpflanzen einzelner von ihnen ist empfehlenswert, um die Wüchsigkeit zu erhalten. Der Boden sollte bei sonnigem oder halbschattigem Standplatz möglichst nicht ganz austrocknen; im Schatten vermehren sich die Pflanzen kaum.  Alle niedrigen Schlüsselblumenblütenblätter, um dieses Wortungetüm mit Stabreim zu nutzen, sind ein Festessen für Schnecken; deswegen muss man aufpassen.

Eigentlich verdienen den Namen Schlüsselblume aber nur die Hohe Schlüsselblume und die Echte Schlüsselblume, bei denen man sich vorstellen kann, dass der Stiel dem Schlüsselschaft entspricht und die seitlich stehenden Blüten dem Schlüsselbart, vielleicht am besten dem Bart eines Chubbschlüssels, ein Schlüsselbart, der gezackt ausläuft. Noch schöner finde ich den Volksnamen Himmelsschlüssel, der an einem schönen Frühlingstag der Phantasie viele Türen öffnen kann.

 Hohe Schlüsselblumen am Rande der Wiese mit Lungenkraut, Gefingertem Lerchensporn und dem bei meinem Gartenboden unvermeidlichen Kriechenden Hanenfuß. Dominiert wrid die Wiese jetzt von der 40 cm hohen weiß blühenden Sommerknotenblume (Leucojum aestivum). Hohe Schlüsselblumen am Rande der Wiese mit Lungenkraut, Gefingertem Lerchensporn und dem bei meinem Gartenboden unvermeidlichen Kriechenden Hanenfuß. Dominiert wrid die Wiese jetzt von der 40 cm hohen weiß blühenden Sommerknotenblume (Leucojum aestivum).

Während die Echte Schlüsselblume meinen Garten nicht mag und sich mehrfach schnell wieder verabschiedet hat, was ich vor allem wegen ihres Duftes bedauere, hat sich die Hohe Schlüsselblume fest im Garten etabliert. Nach meiner Recherche habe ich 2015 eine Pflanze gekauft, die es immer noch gibt. Seitdem vagabundieren Exemplare der Hohen Schlüsselblume an verschiedenen Stellen im Garten, ohne aber lästig zu werden, zumal das Ausgraben keine Mühe macht. Offenkundig mag die Pflanze den schweren Boden meines Gartens. Besonders freue ich mich, dass sich am Rande meiner kleinen Wiese, dort, wo sie zur Blütezeit noch nicht durch hochwachsende andere Pflanzen überdeckt wird, ein kleiner Bestand gebildet hat.

Noch einmal 'Scnneeriesin' in voller Blüte Noch einmal 'Scnneeriesin' in voller Blüte Zurück zu den Teppichprimeln. Ihre Beliebtheit scheint gegenüber früher, wo sie in jedem Gartencenter zu finden waren, stark nachgelassen zu haben. Ich habe im Internet nur noch zwei größere Sortimente gefunden. Es wäre sehr schade, wenn die frühere Sortenvielfalt endgültig verloren ginge. Deswegen kam mir der Gedanke, eine kleine Kollektion von Namenssorten der pflegeleichten, kleinen bunten Kerle aufzubauen. Daher habe ich sofort ein gutes Dutzend davon bestellt und darauf geachtet, dass aller Wahrscheinlichkeit nur die beiden Ausgangsarten von Primula x pruhoniciana, also Primula vulgaris und Primula juliae eingekreuzt wurden.

 Schneeglöckchensorten sammelt heute doch fast jeder, aber Teppichprimeln?

Bezugsquellen: https://www.sarastro-stauden.com/shop/; https://www.stauden-stade.de/unsere-stauden-welt.cfm

Literatur: Fritz Köhlein, Primeln, 1984 Ulmer Verlag

Hinweis¨: Zu den aus Asien stammenden Primeln Blog 2016/06 (Archiv): Primeln – Schönheiten made in Asia“

 


 

 

Der seltsame Fall des Dr. Seidelbast und Herrn Kellerhals     2024.03.16

Der in Mitteleuropa heimische Echte Seidelbast (Daphne mezereum) ist ein besonderes Kleingehölz. Nicht nur, dass er als eines der ersten insektenfreundlichen Gehölze in unseren Wäldern blüht, er besitzt auch noch eine exotische Anordnung der Blüten. Die Blüten sitzen nämlich unmittelbar seitlich an der Sprossachse an. Diese Stammblütigkeit (Kauliflorie) kennen wir sonst nur bei tropischen Pflanzen. Der Echte SeidelbastAuch im Frühlingsregen ist der Seidelbast schön anzusehen.  Farblich besser als die Narzissen, die sich hier eingeschmuggelt haben, passen die nicht auf dem Bild zu sehenden verschiedenen Nieswurze.Auch im Frühlingsregen ist der Seidelbast schön anzusehen. Farblich besser als die Narzissen, die sich hier eingeschmuggelt haben, passen die nicht auf dem Bild zu sehenden verschiedenen Nieswurze.

Es gibt also genug Gründe, dem kleinen Gehölz in unseren Gärten einen Platz zu gönnen, zumal er nur sehr wenig Raum beansprucht. Wäre da nicht…. Und damit bin ich bei Herrn Kellerhals. Das ist der andere nicht ganz so gebräuchliche deutsche Name von Daphne Der Seidelbast wächst nicht sehr in die Breite.Der Seidelbast wächst nicht sehr in die Breite.mezereum. Das Wort "Seidelbast" leitet sich, so die häufigste Erklärung, von dem seidig glänzenden Bastgewebe des Holzes ab. Vielleicht besteht auch ein Zusammenhang mit dem Wort "Zeidler", der alten Berufsbezeichnung für die Honigsammler wegen der Beliebtheit der Pflanze bei Bienen oder schließlich könnte eine nordische Gottheit namens "Ziu" als Namenspate fungiert haben (Kluge, Etymologisches Wörterbuch). Das sind sämtlich positiv besetzte Herleitungen.

Bei der so seltsam klingenden, ebenfalls von Alters her üblichenPflanzenbezeichnung "Kellerhals" kommt der Wortteil „Keller“ von „quälen, schmerzen“ (Kluge) und damit sind wir bei der bösen Seite des Gehölzes. Es ist in allen Teilen sehr giftig und gewiss schmerzt der Hals sehr stark, sollte man Teile der Pflanze zu sich nehmen.  Die beiden Namen Die Einzelblüten des Seidelbasts haben die für die Gattung Daphne typischen vier Zipfel; darüber entwickelt sich der endständige Blattschopf.Die Einzelblüten des Seidelbasts haben die für die Gattung Daphne typischen vier Zipfel; darüber entwickelt sich der endständige Blattschopf.verhalten sich also wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde in der berühmten Novelle des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson. Währen Dr. Seidelbast uns mit seinem Charme anzieht, könnte uns Herr Kellerhaus umbringen. Denn schon einige wenige der roten Beeren des Kellerhalses sollen tödlich wirken. 

Genau wie auf andere giftige Pflanzen muss man deswegen auf den Kellerhals im Garten aber keinesfalls verzichten, außer vielleicht, wenn Kleinkinder im Haus leben.  Die Beeren sollen auch nicht gerade gut schmecken. Vorsorglich sollte man sie aber frühzeitig abnehmen und sicher entsorgen.

Kommen wir also lieber zu Dr. Seidelbast in meinem Garten. Ich habe zwei Exemplare, die außer im Frühling im Schatten stehen. Beide sind noch ziemlich klein und schmal, 50 und 70 cm hoch, 1,25 m Größe könnten sie erreichen. Nach meinem Gefühl entwickeln sie sich nicht besonders gut; manchmal habe ich schon gedacht, sie könnten eingehen. Vielleicht stehen sie zu schattig - manche empfehlen sogar sonnige Standplätze -, vermutlich liegt das aber auch an dem schweren Boden. Das Bodenproblem könnte noch zusätzlich dadurch verschärft sein, dass in meinem Garten teilweise die von Wasser und Wurzeln kaum zu durchdringende Bodenschicht Pseudogley vorhanden ist, wie kürzlich ein Fachmann festgestellt hat. In jedem Fall hätte ich den Boden vermutlich beim Pflanzen stärker mit Kalksplitt auflockern sollen. Auch in der Natur kommt der heimische Seidelbast auf kalkhaltigem Untergrund und häufiger im Berg- als im Tiefland vor.

Aber in diesem Frühjahr stehen beide Pflanzen dennoch ganz gut da, ein Exemplar blüht, das andere, das größere, treibt immerhin munter Blätter.  Daphnes gelten als schwer verpflanzbar, weil sie ein tiefgründiges Wurzelwerk bilden. Einen der beiden Seidelbaste habe ich nach einem Standjahr, da mir der damalige Platz etwas heikel schien, umgepflanzt, was gut gegangen ist. Dennoch möchte ich nicht noch einmal eingreifen. Vielmehr hoffe ich, dass sich die Pflanzen jetzt endgültig etabliert haben und auch Beeren ausgebildet werden.  

Die roten Beeren des Seidelbastes werden gerne von Vögeln gefressen. Mit dem Vogelkot als Dünger können die wieder ausgeschiedenen Samen gut keimen und wachsen. Die Vögel vergiften sich dabei nicht.

Auch Herr Kellerhals hat seine schwache Seite, wenn es ums Überleben geht.  

Literatur:

Peter Steiger, Seidelbast – Daphne, Kleine Duftsträucher, Gartenpraxis 2019, Heft 11, S. 44-51; Fritz Köhlein, Europäische Daphne, Gartenpraxis 1992, Heft 1, S. 24-29; https://www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/seidelbast/daphne-mezereum; zu Daphnes vgl. auch den Märzblog 2023 über Daphne odora 'Aureomarginata'

Bezugsquelle:

Baumschulen; vom heimischen Seidelbast gibt es auch Sorten, z.B. 'Rubra Select’, (dunkelrosa), ‘Ruby Glow’ (ins Violette spielend) und ‘Alba’ (weiß), die aber nicht leicht erhältlich sind.

 


 Frosttaufe des winterlichen Gartenschmucks Zimmeraralie        2024.02.14

Wohin man jetzt in meinem Garten blickt, überall Schneeglöckchen. Der Februar ist der Schneeglöckchenmonat und es ist die Zeit der Schneeglöckchenmärkte, zum Beispiel im Kloster Knechtsteden am 17. Und 18. Februar. Ich kann aber nicht jedes Jahr im Blog über Schneeglöckchen schreiben. Nicht alle Leser sind schneeglöckchensüchtig. Wer Interesse hat, kann sich auf der RolandsStaduengarten-Website im Menüpunkt Fotogalerie die kleine Schneeglöckchenparade mit Arten und Sorten aus meinem Garten ansehen, die ich in diesem Jahr noch um einige Fotos und Eräugterungen ergänzt habe. Wer nicht genug hat, dem empfehle ich an deutschsprachigen Websites https://staudenfan.de/produkt-kategorie/pflanzen-von-g-bis-i/galanthus/ bzw. https://www.michaelcamphausen.de/pflanzen/galanthus-pflanzenliste/.Fatrsia japonica im Vorgarten, umgeben von Schneeglöckchen und blühender  Sarcococca humilis Fleischblume)Fatrsia japonica im Vorgarten, umgeben von Schneeglöckchen und blühender Sarcococca humilis Fleischblume)

Im Blog vom Januar hatte ich darauf hingewiesen, dass ich die Zimmeraralie (Fatsia japonica) daraufhin testen möchte, ob sie auch in unseren Breitengraden im Garten den Winter überdauern kann. Jetzt dürften die stärksten Fröste vorbei sein, so dass man sagen kann, es lohnt sich, mit Fatsia japonica unsere winterlichen Gärten zu bereichern. Die Pflanze hat in meinem Garten ihre Frosttaufe bestanden.

Die gleiche Fatsia im Januar im SchneeDie gleiche Fatsia im Januar im SchneeInzwischen bin ich auch belehrt, dass es sich bei dieser Pflanze nicht um eine Staude, sondern um ein strauchiges Gehölz handelt, wobei der Gehölzcharakter wohl erst nach einigen Jahren zum Ausdruck kommt. Wie auch immer, es ist eine sehr schöne Blattschmuckpflanze. Die an langen Blattstielen sitzenden Blätter sind handförmig tief gelappt mit 7 bis 9 Blattspreiten und haben auch bei meinen noch jungen Pflanzen schon einen Durchmesser von 15 bis 20 Zentimeter.  Die Pflanzen mögen Halbschatten, vertragen aber auch vollen Schatten und scheinen an den Boden keine besonderen Ansprüche zustellen.

Von meinem vier Fatsias steht die älteste und größte im Vorgarten. Ich habe sie 2022, wie später auch die anderen, im Gartencenter erworben, wo sie im Zimmerpflanzensortiment zu finden ist. Diese Fatsa mag ich besonders, weil ihre Die noch kleine Fatsia jap. 'Spider's Web' zeigt z.T. schwarze BlattfleckenDie noch kleine Fatsia jap. 'Spider's Web' zeigt z.T. schwarze Blattfleckeneinjährigen Blätter hell gelbgrün gefärbt sind, was ich bei den anderen nicht beobachten konnte. Es scheint sich aber nicht um eine besondere Sorte zu handeln, anders als die Pflanze, die ich erst im letzten Herbst gekauft und in einem neu angelegten Teil des Hausgartens untergebracht habe. Diese Sorte heißt Fatsia japonica ‚Spiders Web‘. Ihre Blattspreiten sind mit kleinen weißen Punkten besprenkelt. Es gibt auch weitere Sorten, die zum Beispiel weiß oder grün gestreift sind. Die beiden erwähnten Fatsias hatte ich zum Zeitpunkt des stärksten Frosts im Januar bis -7 Grad leicht abgedeckt. Sie zeigten schon vorher an einigen Blättern schwarze Flecken. Ich vermute Staunässe als Ursache wegen des vielen Regens und des schweren Bodens meines Gartens. Diese Blätter habe ich entfernt.

Das schöne neunfingrige Blatt bei einem der Exemplare in der Pflanznische des HausesDas schöne neunfingrige Blatt bei einem der Exemplare in der Pflanznische des HausesZwei weitere Pflanzen, die ich im Sommer letzten Jahres erworben habe, haben ihren Platz in den beiden Ecken einer Pflanznische gefunden, die sich oberhalb der Haustür befindet. Diese Fatsias habe ich nicht geschützt. Auch ihnen hat der Frost aber kaum geschadet, mit Ausnahme eines ganz frischen Blattaustriebs. Zum Kaufzeitpunkt wusste ich noch nicht, dass meine Neuerwerbungen 3 bis 6 Meter hoch werden können. Für so ein Wachstum ist die Bodentiefe von circa 20 Zentimeter in der Pflanznische viel zu gering. Auch wenn ich gelesen habe, dass man das Gehölz problemlos auf 50 cm zurückschneiden kann, werde ich im Frühjahr für sie einen neuen Platz im Garten finden müssen.

 Andere Länder, andere Probleme: In Neuseeland gilt Fatsia japonica wegen ihres natürlichen Ausbreitungsdrangs als invasiv und unerwünscht. In England gibt es fast keinen Garten mehr ohne Fatsias und Gärtner, die etwas auf sich halten, sehen sie als Spießerpflanze an. Sie hat also einen ähnlichen Ruf wie bei uns in Deutschland der Kirschlorbeer. Bevor es bei uns so weit kommt, kann man aber noch einmal getrost im Gartencenter zugreifen.

Literatur: https://llh.hessen.de/pflanze/freizeitgartenbau/garten-wissen/ziergarten/die-fatsie-fatsia-japonica-ein-ausgefallener-strauch-fuer-den-garten/ ;Jonas Reif, Fatsia japonica – Let‘s Fats, Gartenpraxis 2021, Heft 2, S. 20-22

Bezugsquelle: Zimmerpflanzensortiment der meisten Gartencenter

  


 

Winterhärte von Stauden im Klimawandel     2024.01.07

 Hatte ich mich im Blog Dezember 2023 mit der Winterhärte von Zwiebel- und Knollenpflanzen befasst, so berichte ich jetzt über meine diesbezüglichen Erfahrungen mit Stauden. Auch hier gilt, dass meine „Erkenntnisse“ auf keinen Fall auf andere Gärten übertragen werden dürfen, aber vielleicht doch ein paar Anhaltspunkte vermitteln und Mut zum  Experimentieren machen können. Die salvatorische Vorbemerkung des Dezemberblogs, wo auch die Winterhärtezonen erläutert werden, gilt daher auch bezüglich der Stauden.

Im Ruhrgebiet ist heute der erste Frosttag für eine Periode von  etwa 10 Tagen mit erwarteten Tiefstwerten von -7 Grad. Ob meine  Erfahrungen zur Winterhärte von Stauden noch einmal bestätigt werden, wird sich erst zur jeweiligen Austriebszeit zeigen. Einige Pflanzen habe ich heute vorsichtshalber mit Jutesäcken leicht geschützt.  Welche das sind, erläutere ich gleich.

 

Asclepias tuberosa (Knollige Seidenpflanze)

 Die Knollige Seidenpflanze mi dem gelben (oder wie bei mir im Garten) orangefarbenen Blütenstand und den an seidigen langen Haaren davonschwebenden Samen gilt als bedingt winterhart, gatte aber in meinem Garten, wo sie  in der mit viel Splitt aufgepeppten kleinen „Steppe“ steht, noch nie ein Problem. Wichtig ist wohl ein durchlässiger Boden.

 

Agapanthus 'Mr. Brouwer' ist in meinem Garten bisher winterhartAgapanthus 'Mr. Brouwer' ist in meinem Garten bisher winterhartAgapanthus (Schmucklilie,Liebesblume)

 Winterhart sind nur die sommergrünen Arten und auch von diesen auch nur einige Sorten. Sie haben etwas kleinere  Blütenstände als die wintergrünen Sorten, passen sich damit aber gut ins Beet ein. In meinem Garten halten sich die beiden blau blühenden Sorten Agapanthus 'Mr. Brouwer‘ und Agapanthus 'Northern Star‘ seit fas 10 Jahren an mehr oder weniger sonniger Stelle. Meist hatte ich mit Nadelreisig geschützt. Ob dies  wirklich notwendig ist, bin ich mir nicht sicher (Archiv Blog 2021.07). 'Mr. Brouwer' zeigte heute anders als 'Northern Star' wegen des bisherigen milden Wetters schon einen 4 cm hohen Austrieb. Deswegen bekam er eine Juteauflage.

 

Begonia grandis (Japan-Begonie)

  Dieses Schiefblatt, wie Begonien wegen ihrer asymmetrischen Blätter auch heißen, kann als Staude anders als die bekannten als Topfpflanzen und Sommerflor genutzten Begonien im Garten ausgepflanzt werden. Als winterhart gilt diese Begonienart ab Winterhärtezone8 (-6 bis -11 °C). In meinem Garten (Winterhärtezone 8a – 7b), also theoretisch mit noch etwas niedrigeren Temperaturen, die es aber in den letzten Jahren nie gab, kommt die Begonie jedes Jahr wieder und vermehrt sich auch.  Die im Jahr 2022 bei de Hessenhof/NL erworbene Sorte Sparkle and Shine mit silbriger Zeichnung und tiefroter Blattunterseite ist hingegen verschwunden, vermutlich wegen der sehr trockenen Sommermonate.

 

Clemtis armandii mit im März duftenden BlütenClemtis armandii mit im März duftenden BlütenClematis armandii (Immergrüne Waldrebe)

 Diese wintergrüne Clematis ist mit  ihren vielen langen Ranken und den weißen duftenden Blüten im März ein Hingucker. Gestützt auf einen 1,80 m hohen Baumstumpf hat sie in meinem Garten ein wechselvolles Geschick erlebt. In der letzten längeren Frostperiode im Febraur  2021 ist das ganze Grün abgefroren (Archiv Blog 2021.2). Erst ein Jahr danach trieb die Pflanze wieder aus und im Folgejahr hat sie wieder geblüht, (Blog 2023.3). Leider ist der Baumstumpf dann umgefallen. Weil der Aufwand, sie wieder mit neuer Stütze aufzupäppeln für mich recht groß geworden wäre und man ihre Nachbarschaft ständig vor den Trieben befreien musste, habe ich sie dann doch mit viel schlechtem Gewissen entfernt. 

 

Fatsia japonica (Zimmeraralie)

 Bin ich jetzt im falschen Film? Das ist doch eine Zimmerpflanze! Ja, aber sie stammt aus den kühlen Lorbeerwäldern Japans, wo es auch manchmal Frost gibt. In England wird sie daher im Freien ausgepflanzt und auch für Deutschland gibt es Web-Hinweise, dass es auch draußen klappen könnte. Mit ihrem schönen ahornähnlichen Blattwerk könnte die wintergrüne Staude mit ihrer stattlichen Gestalt eine wichtige Bereicherung des Schattengartens sein. Ich probiere die gar nicht teure Pflanze, von der es auch  Varianten gibt, in diesem Winter an drei Stellen  erstmals aus. Man wird sehen.  Die kleinste und die im Vorgarten stehende größte Pflanze habe ich geschützt.

 

Fuchsia (Fuchsie)

 Die meisten der vielen großblumigen Fuchsiensorten sind nicht winterhart. Zwei weiße, als Stämmchen gezogene Exemplare davon haben bei mir die Funktion des Türstehers. Bei Frost kommen sie in den kalten, aber  frostfrei gehaltenen Wintergarten. Dort sind sie leider ziemlich schädlingsanfällig. Besser wäre es, sie bei frostfreiem Wetter draußen zu haben. Aber das ewige Hin-und Her schaffe ich nicht.

 

Fuchsia 'Blue Sarah' gilt als winterhart, wird von mir in diesem Jahr getestet.Fuchsia 'Blue Sarah' gilt als winterhart, wird von mir in diesem Jahr getestet.Frostfest ist die kleinblumige reichblühende Art Fuchsia magellanica bzw. ihre schöne blau-weiß-rote Variation 'Arauco‘. Sie werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten und erheben sich  dann im Laufe des Jahres zu 1 m hohen verholzten Kleinsträuchern. Offenkundig können sie sehr alt werden. Winterschutz durch Zweige habe ich bisher den mit viel größeren Blüten ausgestatten Sorten  'Heidi Anne‘ und ‚'rs. Popple‘zukommen lassen. Neu ausgepflanzt habe ich die von Staudenfreundin Margrit Lind-Eging als Stecking erhaltene Sorte 'Blue Sarah‘ mit langen weißen zurückgeschlagenen Kelchblättern und einer bläulichen Korolle. Alle Fuchsien sollte man nicht schon als bewurzelten Steckling auspflanzen, sondern wenn sie schon stärker bestockt sind und  möglichst im Frühsommer, damit sie Zeit zur Entwicklung haben. Empfohlen wird auch, sie so tief zu pflanzen, dass die Stängel noch ein paar cm mit Erde bedeckt sind. Ich habe daran bisher leider immer nicht gedacht (Archiv Blog 2018.09). Von jeder der drei großblumigen Freilandfuchsiensorten habe ich zur sicheren Sortenerhaltung ein Exemplar geschützt.

 

Filigrane Schönheit: Saxifraga cortusifoliaFiligrane Schönheit: Saxifraga cortusifoliaSaxifraga cortusifolia (Herbststeinbrech)

 Herbststeinbrech, auch Oktoberle genannt, ist an sich winterhart. In früheren Jahren hatte ich jedoch nicht viel Freude daran, weil die meisten Sorten erst Mitte Oktober zu blühen beginnen, was an sich sehr erwünscht wäre, wenn nicht der erste leichte Frost die Blüten unweigerlich dahingerafft hätte. Zuletzt kamen die ersten schwachen Frostnächte viel später. Wegen der einmalig filigranen Blüten und der glänzenden, unwirklich grün schimmernden oder roten Blätter ist für mich der Herbststeinbrech eine Pflanze der Zukunft, wenn man leicht feuchten und mäßig sauren Boden gewährleisten kann. Auch der Austrieb im Frühjahr ist sehr frostempfindlich, was  aber der Pflanze nur wenig schadet, weil sie dann noch einmal austreibt (Archiv Blog 2016.10).

 

 

 Schizostylis coccinea (Sumpfspaltgriffel)Schizostylis coccinea  'Major'  (Sumpfspaltgriffel) blüht rot und vermehrt sich in meinem Garten´. Schizostylis coccinea 'Major' (Sumpfspaltgriffel) blüht rot und vermehrt sich in meinem Garten´.

 Ein unsere Herbstgärten belebender Spätblüher mi leuchtenden roten oder rosafarbenen Sternblüten an ährenförmigen Blütenständen ist auch Schizostylis coccinea (Spaltgriffel). Viele Gartenratgeber empfehlen die Überwinterung der Rhizome im Haus. Das habe ich noch nie gemacht und auch keinen Winterschutz aufgelegt. Der letzte Blütenstängel dieses Winters ist am  29. Dezember aufgeblüht (Archiv Blog 2021.10). 

 

 

 

 


 

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